Bodenrichtwerte

Was sind eigentlich Bodenrichtwerte?

Im Großen und Ganzen sind Bodenrichtwerte Durchschnittswerte für den Bodenwert eines Grundstücks pro Quadratmeter in einem bestimmten Gebiet - der sogenannten "Bodenrichtwertzone". Während Bodenrichtwerte als Teil der Datengrundlage für Verkehrswertermittlungen bisher insbesondere für Immobilienprofis und Sachverständige eine wichtige Rolle gespielt haben, kennt sie spätestens seit der Reform der Grundsteuer so gut wie jeder deutsche Immobilieneigentümer. Für H&Z Immobilien Grund genug, die Thematik einmal näher zu beleuchten und über die oberflächliche Erklärung hinaus zu gehen. 

 

Fangen wir also vorne an. Die Gutachterausschüsse für Grundstückswerte analysieren und vergleichen in regelmäßigen Abständen die ihnen vorliegenden Marktdaten der Immobilienwirtschaft. Hierzu zählen unter anderem auch Abschriften von Grundstückskaufverträgen, zu deren Übermittlung an den Gutachterausschuss deutsche Notare gesetzlich verpflichtet sind. Die Analyseergebnisse werden regelmäßig in Grundstücksmarktberichten zusammengefasst und veröffentlicht. Ein Teil dieser Ergebnisse beschäftigt sich mit den ermittelten Bodenrichtwerten und daraus resultierenden Bodenrichtwertkarten, die zudem meistens auch separat in Onlineportalen veröffentlicht werden. 

 

Die Bodenrichtwertkarten zeigen dem Betrachter, wie eingangs schon erwähnt, innerhalb eingegrenzter Gebiete den durchschnittlichen Quadratmeterpreis für Land. Dabei wird häufig zwischen ausgewiesenen Nutzungsarten wie z.B. Bauland, Grünflächen oder forst- und landwirtschaftlichen Flächen unterschieden. Außerdem bezieht sich der Bodenrichtwert immer auf einen konkreten Stichtag. Liegen die Stichtage - wie üblich - einige Zeit auseinander, veröffentlichen einige Gutachterausschüsse aperiodische Aktualisierungen für die Richtwerte. So gibt es beispielsweise in Berlin einen monatlich aktualisierten ad hoc Marktbericht zu den Stichtagen, die jeweils zum 01.01. veröffentlicht werden. Doch es kann auch noch weitere Informationen geben, die beachten werden sollten.

Bodenrichtwerte in Deutschland. Alles, was Sie wissen müssen in diesem Ratgeber.
Bodenrichtwerte zeigen den Durchschnittswert für 1m² Land.*


Die Kurzfassung: Bodenrichtwerte sind lagebedingte Durchschnittswerte (je m²) für Bodenpreise zu bestimmten Stichtagen, errechnet von den zuständigen Gutachterausschüssen. Sie müssen häufig an die tatsächlichen Eigenschaften des zu bewertenden Grundstückes angepasst werden und beziehen sich nicht auch auf die Bebauung eines Grundstücks.


Gutachterausschüsse erklärt:

Gutachterausschüsse setzen sich aus unabhängigen und erfahrenen Experten und Sachverständigen zusammen, die in einem kommunalen oder regionalen Gremium organisiert sind. Am Beispiel Brandenburg erklärt bedeutet das, dass es einen übergeordneten oberen Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Land Brandenburg gibt, und 16 weitere, regionale Gutachterausschüsse für die 14 Landkreise und kreisfreien Städte. Die Aufgaben eines Gutachterausschusses umfassen in der Regel die Erstellung von Gutachten über den Verkehrswert von bebauten und unbebauten Grundstücken, die Ermittlung von Bodenrichtwerten und anderen Kennzahlen, wie z.B. Liegenschaftszinssätzen und das Führen einer Kaufpreissammlung.

Was sollte ich bei der Verwendung der Richtwerte wissen und beachten?

Die tatsächlichen Informationen auf Bodenrichtwertkarten sind meistens deutlich umfangreicher und komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Die Bodenrichtwerte beziehen sich häufig auf sogenannte "Richtwertgrundstücke". Das bedeutet, dass der Quadratmeterpreis auf ein Grundstück mit bestimmten Eigenschaften zutrifft, und folglich für Grundstücke mit abweichenden Eigenschaften nicht mehr unverändert angewendet werden sollte. Ein typisches Beispiel für solche Abweichungen kann die Grundstücksgröße sein. Das Richtwertgrundstück, auf das sich der Bodenrichtwert einer Bodenrichtwertzone bezieht, wird hinsichtlich seiner Größe in etwa der durchschnittlichen Größe der meisten Grundstücke in der Zone entsprechen. Um die Anwendbarkeit des Richtwertes nun aber auch für Grundstücke zu ermöglichen, die in dieser Zone verhältnismäßig besonders klein oder besonders groß sind, veröffentlichen viele Gutachterausschüsse sogenannte "Umrechnungskoeffizienten". Die Koeffizienten ermöglichen die Anpassung des Bodenrichtwertes je nach Grundstücksgröße.

 

▶ Was heißt das in der Praxis? Zeigt die Bodenrichtwertkarte einen Bodenrichtwert von 500 € / m², der sich auf ein Richtwertgrundstück mit 800 m² Grundstücksgröße bezieht, werde ich den Quadratmeterpreis für ein Grundstück mit 2000 m² Grundstücksgröße in dieser Bodenrichtwertzone regelmäßig nur unter Verwendung eines Umrechnungskoeffizienten errechnen können. Neben Koeffizienten für die Grundstücksgröße gibt es häufig auch Koeffizienten für das Maß der baulichen Nutzung und die Grundstückstiefe. Liegen solche Umrechnungskoeffizienten vor, wird darauf in aller Regel hingewiesen. Häufig werden die Listen der Umrechnungskoeffizienten direkt verlinkt oder es wird auf den entsprechenden Grundstücksmarktbericht verwiesen, der diese Zusatzinformationen eigentlich immer enthält. Hier findet sich oftmals auch eine Berechnungsanleitung bzw. ein Musterbeispiel für die Berechnung und Anwendung.


Beauftragt man einen Sachverständigen mit der Grundstücksbewertung, wird man zudem in vielen Fällen feststellen, dass neben Umrechnungskoeffizienten noch weitere Anpassungen des Bodenrichtwertes notwendig werden können. Im Rahmen der Gutachtenerstellung wird der / die Sachverständige möglicherweise Anpassungen des Richtwertes vornehmen, weil das Grundstücks beispielsweise als einziges Grundstück der Bodenrichtwertzone an der Hauptverkehrsader des Dorfes liegt, es sich um eine Ecklage handelt oder der gegenüberliegende Gewerbehof Tag und Nacht Lärmimmissionen verursacht. Es kann zwar sein, dass der Gutachterausschuss konkrete Werteinflüsse innerhalb der Zonen bereits abbildet. Es wird jedoch immer Ausnahmen und Einzelfälle innerhalb der Bodenrichtwertzonen geben, die individuell und sachverständig angepasst werden müssen. Das ist schon deshalb so, weil es nicht machbar wäre, für jede Besonderheit und jedes außergewöhnliche Grundstück in Deutschland eine eigene, alles berücksichtigende Bodenrichtwertzone zu erstellen. 

 

▶ Zusammengefasst: Da Bodenrichtwerte also nur lagebedingte Durchschnittswerte sind, die häufig angepasst werden müssten, können Sie dem Laien nur einen Anhaltspunkt bieten. Bodenrichtwerte dienen zudem auch nur für die durchschnittliche Einpreisung des Grund und Bodens, nomen est omen. Der Bodenwert ist also nicht mit den Bodenwert oder dem Grundstückswert insgesamt gleichzusetzen. Die aufstehende Bebauung eines Grundstücks ist im Bodenrichtwert gänzlich nicht berücksichtigt - auch dann nicht, wenn in der Bodenrichtwertzone durchgehend alle Grundstücke mit Ein- oder Zweifamilienhäusern bebaut sind. Sie sollten ohne professionelle Betrachtung daher nicht alleinige Entscheidungsgrundlage für Immobiliengeschäfte oder rechtliche Auseinandersetzungen sein. 


Wo finde ich die Bodenrichtwerte meiner Umgebung?

Die Bodenrichtwerte können grundsätzlich immer bei den zuständigen Gutachterausschüssen der Gemeinden und Städte direkt erfragt werden, also je nach Präferenz und Angebot der zuständigen Stelle telefonisch, vor Ort, via E-Mail oder Post. Meistens sind Bodenrichtwerte jedoch auch online in entsprechend designten und interaktiven Karten einsehbar. Ist die Verwendung von Umrechnungskoeffizienten vorgeben, sind die Quellen hierfür in aller Regel ebenfalls online zu finden und entsprechend verlinkt. 

 

Gerne können Sie die Beschaffung des Bodenrichtwertes Ihres Grundstückes auch uns überlassen. Wir recherchieren für Sie nicht nur den aktuellen Richtwert und erläutern Ihnen, inwieweit für Ihre Immobilie eine Anpassung erforderlich ist. Selbstverständlich können wir diese Anpassung auch für Sie vornehmen und Ihnen den Boddenrichtwert liefern, der für Ihr Grundstück passend und realitätsnahe ist. Dabei werden sämtliche Anpassungen von uns klar verständlich begründet und es wird gegebenenfalls auf die entsprechende Fachliteratur und / oder Rechtsprechung verwiesen. 

BORIS

"BORIS" wird einem bei der Suche nach Bodenrichtwerte im Internet häufiger begegnen. Es handelt sich um das "Bodenrichtwertinformationssystem" der Länder, betrieben in den Bundesländern und von den dort zuständigen Gutachterausschüssen für Grundstückswerte. BORIS ermöglicht jedem Bürger - mit Zugang - zum Internet den einfachen Abruf der Bodenrichtwerte. Neben den Informationssystemen der Länder gibt es seit einigen Jahren auch "BORIS-D". Ein System, das die Bodenrichtwerte aller Bundesdeutschen Länder in nur einem System vereinen soll. BORIS-D deckt jedoch noch immer nicht alle Länder vollständig ab.



Welche Einflussfaktoren bestimmen den Bodenrichtwert?

Wie hoch oder niedrig der Bodenrichtwert letztendlich ausfällt, wird von zahlreichen Faktoren bestimmt. Zu diesen Faktoren zählen zum Beispiel die Lage und die Umgebung eines Grundstückes, die Verkehrsanbindung und der Zugang zu Geschäften des täglichen Bedarfes und medizinischen, kulturellen oder bildenden Einrichtungen. Natürlich verschieben sich die dabei die Prioritäten auch entsprechend der Bevölkerungsstruktur. Schulen werden in Gegenden mit vorwiegend älterer Bevölkerung deutlich weniger bedeutsam sein, als medizinische Einrichtungen usw. Lärm, Luftverschmutzung und hohe Kriminalitäts- und Arbeitslosenraten können hingegen Faktoren sein, die den Bodenwert insgesamt negativ beeinflussen. Im Endeffekt steht hinter all dem das einfache Prinzip von Angebot und Nachfrage.

 

Neben den örtlichen Bedingungen spielt die wirtschaftliche Lage einer Region oder auch der gesamten Bundesrepublik insgesamt eine Rolle. Hohe Inflation und niedrige Einkommen werden die Nachfrage nach Immobilien und insbesondere die Finanzierbarkeit von Immobiliengeschäften negativ beeinflussen. Die Grundstückskäufe nehmen ab und es wird weniger bezahlt. Die Bodenrichtwerte sinken oder stagnieren jedenfalls. Umgekehrt wird eine prosperierende Wirtschaft die Nachfrage nach Immobilien nicht nur erhöhen, sondern auch die Schmerzgrenze für Kaufpreise nach oben verschieben. Das wird die Bodenpreise und somit auch die Bodenrichtwerte nach oben treiben.

 

Die schon erwähnten Finanzierungskosten können theoretisch auch losgelöst von Umgebung und Wirtschaftslage betrachtet werden. Unabhängig davon, ob es sich um eine Toplage handelt oder nicht und auch unabhängig davon, ob die Wirtschaft boomt, haben Finanzierungskosten immer einen steuernden Effekt, der die sonstigen Einflüsse begünstigen oder bremsen kann. Hohe Zinsen werden in der Regel auch dann einen dämpfenden Einfluss auf Immobilienpreise haben, wenn die Wirtschaft ansonsten floriert und die Nachfrage hoch ist. Niedrige Zinsen hingegen werden die Kauf- und Zahlungsbereitschaft positiv beeinflussen, auch wenn Angebot und Nachfrage annährend ausgeglichen sind und die Wirtschaft eher negative Anzeichen entwickelt. Dass Zinsen, die die Finanzierungskosten letztendlich maßgeblich bestimmen, als Gegenspieler der Marktsituation entgegenwirken, ist allerdings nicht die Regel. Grundsätzlich wird die Zinsentwicklung staatlich bzw. auf EU-Ebene gesteuert und angepasst. Läuft die Zinsentwicklung dennoch aus dem Ruder, können (bundes)staatliche Förderungen oder steuerliche Instrumente die Wirkung ausgleichen.

* Die Grafik zeigt keine tatsächlichen Bodenrichtwerte und dient nur der visuellen Untermalung.